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Entschuldige dich mal!

Es gibt viele Gründe und Arten, sich zu entschuldigen. Leider gibt es auch viele Fehler, die man dabei machen kann. Ein kleiner Nachhilfekurs ...

Text: Barbara Lang

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:

Wir alle müssen uns mal entschuldigen oder Entschuldigungen annehmen – da ist es doch gut, etwas mehr darüber zu wissen.

„Sorry seems to be the hardest word“, sang Elton John 1976 in seiner weltbekannten Ballade – und die meisten von uns wissen, was er meinte: Es ist wirklich nicht immer leicht, um Entschuldigung zu bitten. Aber warum eigentlich? Wieso kommt uns ein „Tut mir leid“ oder ein „Entschuldige bitte“ so schwer über die Lippen?

Warum ist Entschuldigen so schwer?

Im Begriff Entschuldigung steckt das Wort Schuld. Das heißt, es geht im ersten Schritt darum, seine eigene Schuld, seinen Fehler zu erkennen. Wer gesteht sich schon gerne selbst ein, dass er etwas verbockt hat, und gibt dies dann auch noch zu? Wir haben schlichtweg Angst, uns damit klein, schwach und angreifbar zu machen. Wir wissen nicht, wie der andere reagieren wird. Weist er uns womöglich zurück? Hand aufs Herz: Wie oft überlegen wir zuerst, was wir zu einem Konflikt beigetragen haben? Doch genau diese Reflexion ist die Grundlage für eine Entschuldigung – zumindest für eine, die den Namen verdient hat.

 

 

„Ein ‚Es tut mir leid‘ hat keinen Sinn, wenn es nicht ehrlich gemeint ist und einzig und allein dazu dient, ein unangenehmes Gespräch schnell abzuwürgen …“

Harriet Lerner in „Versuch’s mal mit Entschuldigung“

Ein schnell dahingeworfenes „Sorry“ verfehlt sein Ziel genauso wie ein genervt gerauntes oder kleinlaut gestammeltes „Tschuldigung“, bei dem man dem anderen nicht mal richtig in die Augen schaut. Denn es kommt nicht darauf an, es einfach nur auszusprechen. Und – das mag manchen erstaunen – es geht auch nicht darum, sich selbst besser zu fühlen. Nein, es geht um den anderen. Eine Entschuldigung, die wirklich beim Gegenüber ankommen und mehr sein soll als eine Floskel, ist eine kleine Kunst – mit großer Wirkung!

Auch wenn eine Entschuldigung uns erleichtert, geht es dabei erst mal um den anderen.

Reife, Reflexion und Reue

Die amerikanische Psychologin und Therapeutin Harriet Lerner hat ein Buch über das Entschuldigen geschrieben. Ihr zufolge brauchen wir ein stabiles Selbstwertgefühl, das es uns überhaupt erlaubt, einen Fehler, eine Schuld einzugestehen. Wir müssen die Fähigkeit und Reife haben, uns selbst auch mal kritisch zu betrachten, aus einer gewissen Distanz. Und wir müssen uns in den anderen einfühlen können und nachempfinden, wie sehr wir ihn verletzt, gekränkt, verunsichert, beleidigt oder vor den Kopf gestoßen haben. Letztlich gehört dann auch eine Portion Mut dazu, um Entschuldigung zu bitten. Denn selbst können wir uns ohnehin nicht ENTschuldigen – das kann nur der andere.

Die Kunst des richtigen Entschuldigens

Eine richtige Entschuldigung muss also aufrichtig sein – wir sollten uns Gedanken über den Konflikt gemacht haben, sollten unsere Fehler eingesehen haben, sollten bereuen, dass wir den anderen so getroffen haben, denn nur dann finden wir auch die richtigen Worte. Die lauten im Idealfall „Bitte entschuldige mein Verhalten …“ oder „Es tut mir leid, dass ich …“. Und dann folgen kurze Sätze, die das eigene Fehlverhalten beschreiben und zusätzlich dem anderen zeigen: Ich verstehe deine Gefühle. An diesem Punkt müssen wir auch damit rechnen, dass diese Emotionen noch einmal herausplatzen. Auch das gehört zum guten Entschuldigen dazu, diese Vorwürfe anzuhören.

Nach der Entschuldigung gleich aufs Verzeihen drängen? Keine gute Idee! Das braucht Zeit.

Ohne Wenn und Aber

Gut gemeint und doch daneben – das passiert uns leider auch immer wieder beim Entschuldigen. Jeder kennt das: Man will eine Sache wiedergutmachen und macht sie dabei nur noch schlimmer. Es scheint ein Mechanismus zu sein, den wir nicht steuern können: Wie passiert so etwas? Tja, leider ist es eben doch meist die falsche Wortwahl oder ein unpassender Ton. In ihrem Buch „Versuch’s mal mit Entschuldigung: Wie Versöhnung kleine und große Herzschmerzen heilt“ (Knaur) klärt Harriet Lerner über die gängigsten Stolpersteine beim Entschuldigen auf.

„Wer die Menschen kennenlernen will, der studiere ihre Entschuldigungsgründe.“

Friedrich Hebbel, deutscher Dramatiker und Lyriker

Eine Entschuldigung, der unmittelbar das kleine Wörtchen „aber“ folgt, verwandelt sich meistens in einen neuen Vorwurf: „Entschuldige, dass ich so gemein zu dir war, aber du hast mich provoziert …“ Zack!, schon geht dem anderen erneut der Hut hoch. Auch, wenn wir mit dem Aber eigentlich nur eine Erklärung abgeben wollen, und auch wenn wir das Bedürfnis haben, dem anderen seine Teilschuld aufzuzeigen – die Entschuldigung ist nicht der richtige Zeitpunkt, dies zu thematisieren. Dazu kann man später noch mal um ein (er-)klärendes Gespräch bitten. Zunächst einmal geht es nur darum, dem anderen klarzumachen, dass es einem leidtut.

Verzeihen ist nicht immer ein Muss

Auch die Formulierung „Tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe …“ hat einen faden Beigeschmack für unser Gegenüber. Denn das Wenn unterstellt, dass es vielleicht gar nicht so gewesen ist. Wir geben als Entschuldiger also nicht wirklich unseren Fehler zu. Noch ein weiterer typischer Stolperstein, den wir fast alle kennen: „Tut mir leid, dass du jetzt so traurig bist …“ – hören Sie’s heraus? Wer sich für die Gefühle des anderen entschuldigt, lenkt abermals von der eigenen Beteiligung am Konflikt ab und spielt den Ball zurück. Überhaupt ist es für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit zu erwarten, dass der andere ihnen nach einer Entschuldigung verzeiht. Darum kann man zwar bitten, aber wir sollten niemals darauf drängen. Denn Verzeihen braucht bei schwerwiegenden Kränkungen Zeit – aber das ist wieder ein anderes Thema …

Stand: März 2020

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